Stadtplanung à la FF

Innerhalb der KG Fürstenfeld liegt der historische Augustiner-Meierhof. Die Zufahrtallee verbindet ihn mit dem Stadtbergenweg.

Franziszeischer Kataster

Später wurde im Hof eine Tischlerei, Wohnungen und eine Gastwirtschaft (heute Buschenschank) untergebracht.

Mayerhof

Die umliegenden Äcker und Wiesen wurden teilweise mit Einfamilienhäusern (Mozartgasse) bebaut, der Großteil der Flächen beiderseits der Kastanienallee, der alten Hofzufahrt, blieb bis in die 70'er Jahre landwirtschaftlich genutzt. In den frühen 80'er Jahren wurde dann auf dem nördlichen Teil die Kastanienalleesiedlung errichtet, mit begrünter Tiefgarage, architektonisch ein Kind dieser Zeit.

Kastanienalleesiedlung

Kurz: das Gebiet wurde langsam urbanisiert, die zum ehemaligen Meierhof führende Kastanienallee blieb erhalten. Mit der Gemeindefusion nahm das Tempo zu, erklärtes Ziel: Die 10.000 Einwohnermarke. Ein Grundstück wurde auf 2 Baufelder geteilt. Für das größere Baufeld fand auch ein Architekturwettbewerk statt. Im Teilbebauungsplan ist noch von Tiefgarage die Rede.
Seite 11: Siegerprojekt 40 Wohneinheiten mit 32 Carports.
Seite 14: Ein- und Ausfahrten zu Tiefgaragen.

Der Bau am ersten Baufeld (Stadtbergenweg 16) wurde schon 2020 fertiggestellt, hat aber bis heute noch keinen Gehsteig, nur einen vorbereiteten "Anschluß":

Gehsteig

Aufgrund des Mangels an Abstellplätzen wurden nachträglich weitere Carports genehmigt und errichtet. Wie zum Hohn wurde dieser Bau als

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vermarktet, obwohl bis auf einen ganz kleinen Innenhof nur Carports zu sehen sind, Versiegelungsgrad: 98%.

Carports

Mit der Fertigstellung des ersten Baukörpers des 2. Baufelds, der Baukörper ist recht ansprechend, die Carports dagegen ein Graus, zeigt sich wiederum einen Mangel an Abstellplätzen, die Autos parken quer durch die Kastanienallee. Die Regelung in der Bauordnung: "1 Abstellplatz pro Wohneinheit am Baugrund" wird nicht eingehalten, es gibt ohnehin öffentlichen Grund zwischen den Alleebäumen.

Kastanienallee

Lt. §89 Steir. Baugesetz hätte die Errichtung einer Tiefgarage aufgetragen werden können, in diesem Fall sogar müssen, wegen Beeinträchtigung!

Dieselbe Problematik trat auch beim Revitalisierungsprojekt Tabakfabrik auf. Anstatt den Investoren die Errichtung einer Tiefgarage für ihr Projekt zuzumuten, verlangen dort die Investoren die Errichtung eines weiteren Parkplatzes mit öffentlichen Mitteln!

Soviel städtebaulicher Rückschritt gegenüber der Kastanienalleesiedlung, die 40 Jahre zuvor mit Tiefgarage ausgestattet wurde, ist bewunderswert (Ironie!). Möglichst billig bauen (Argument: Leistbares Wohnen) und mittelpreisig verkaufen hat eine höhere Gewinnmarge als mit Tiefgarage und etwas teurer. Die Vorgabe "möglichst billig, ohne Keller" war schon den Wettbewerbsteilnehmern aufgetragen worden.

Auch die Fläche auf der anderen Seite der Kastanienallee steht noch zur Verfügung. Bei gleichbleibender Tendenz der Bau- und Raumordnungsqualität ist Schlimmstes zu befürchten.

Ich empfehle den Planern die Lektüre der VCÖ-Publikation Mobilitätsfaktoren Wohnen und Siedlungsentwicklung.

23.3.2022

Nachtrag 22.7.2022

Meine Annahme dass die aktuellen Fürstenfelder Planer Tiefgaragen prinzipiell ablehnen hat sich als unbegründet erwiesen. Oder haben die Planer etwas aus dem Ärztezentrum-Parkplatzdesaster gelernt? Der Entwurf eines Bebauungsplans für den Bereich Ullreichgasse-Pestalozzistraße sieht eine Tiefgarage vor. Auch die Tabakfabrik, die auch diesen sozialen Wohnbau zu verantworten hat, hatte einen großzügigen Innenhof der z.Z. als oberflächlicher Parkplatz genutzt wird, aber angeblich zu klein ist, sodaß nun vor der Festungsmauer weitere Oberflächenparkplätze gebaut werden müssen. Vergossener Milch soll man nicht nachweinen, aber eine TG "Tabakfabrik" wäre sinnvoller gewesen als die Parkplätze Feistritzgasse.

Nachtrag 6.8.2022

Der oben erwähnte Bebauungsplan entstand aufgrund des beabsichtigten Neubaus eines einzelnen Gebäudes dieses Wohnblocks. Nur dieser Teil bekommt eine Tiefgarage, der Rest des Plans ist eigentlich obsolet. Wer kann schon wissen wieviele Kfz-Stellplätze in fernerer Zukunft benötigt werden. Z.Z. sind es viele, siehe Bauverhandlung. Die Erweiterung der GWS-Siedlung am Welsdorfweg sieht für 25 Wohneinheiten 38 überdachte ("Wellblech?") und 18 freie KFZ-Stellplätze sowie 44 Fahrradabstellplätze vor um einen "optimalen" Versiegelungsgrad zu erreichen.

Nachtrag 14.2.2023

Ein Projekt bei dem im Planungsverlauf die Tiefgarage gestrichen wurde und, wegen Abstellplatzbedarf, die Anzahl der Wohneinheiten reduziert wurde: Siedlungswohnbau Mühlbreitenstraße. Ursprünglich geplant: 27 Reihenhäuser und 22 Geschoßwohneinheiten mit 54 TG-Plätzen, 26 überdachten und 16 weiteren Abstellplätzen, dann eine Neuplanung: 33 Reihenhäuser ohne TG mit 7 überdachten und 48 freien Stellplätzen. Zwar wurde der Wellblechbedarf (überdachte Abstellplätze) reduziert, allerdings wurde der Bodenverbrauch durch die verringerte Dichte erhöht. Die Überdachung wird vermutlich nachgerüstet werden.

Nachtrag 22.10.2023

Die Neugestaltung des Stadtbergenwegs (mit Fuß-/Radweg) führt zu neuen Privatparkplatzforderungen im Green Village.