Revitalisierung Tabakfabrik, Ärztezentrum und Parkplatz Feistritzgasse

Im Rahmen eines Revitalisierungsprojekts wurde das Gelände der ehemaligen Tabakfabrik Fürstenfeld an einen Investor verkauft, inklusive aller inneren Straßen und Plätze.

Lageplan

Im Lageplan ist das Ärztezentrum rosa hinterlegt, die Festungsanlage rot, der neue Parkplatz Cityparkplatz II gelb und der alte Cityparkplatz I violet hinterlegt. Für das Ärztezentrum steht im Gelände nur eine kleine Zahl von öffentlichen Stellplätzen zur Verfügung, für Behinderte und für Besucher einzelner Praxen (Bild), der Rest ist privat, auch die für Ärzte selbst bzw. deren Angestelltem entsprechend Anteil an gemieteter Fläche.

Um eine neue Zufahrt zu den Privatparkplätzen der Wohnanlage "Schloß Stein" und den darin untergebrachten Praxen des "Ärztezentrum Fürstenfeld" zu bauen wurde die Mauer entlang der Fabrikgasse entfernt. Die vorhandenen öffentlichen Parkplätze in der Fabrikgasse verschwanden, die neuen, auch die neben der Einfahrt sind nun "privat" (Bild). Lt. FWP hat nur die Zufahrt die Widmung "Verkehr". Dennoch übernahm die Gemeinde teilweise die Herstellungskosten auch der Privatparkplätze. Da ist die Privatisierung beim Verkauf einfach zu weit gegangen, da wäre einiges anders regelbar gewesen, zugunsten des privaten Investors ist zumeist zulasten des öffentlichen Gemeinguts.

Im steirischen Raumordnungsgesetz (StROG) sind die Ziele "Entwicklung von innen nach außen" und "Verdichtung" genannt, hier treffen sie auf praktische Hürden. Der Anspruch von Wohnungsnutzern auf Privatparkplätze und der der Arztbesucher auf Kundenparkplätze widersprechen sich. Theoretisch sollte, vom Bedarf her, die Kombination Wohnungsparkplätze und Kundenparkplätze funktionieren, praktisch wurde das durch die Privatparkplätze torpetiert. Besser wäre eine Bewirtschaftung aller Parkplätze und ein Innenstadtparkpickerl für Innenstadtbewohner.

Obwohl es möglich gewesen wäre dem Investor die Errichtung einer Tiefgarage aufzutragen und obwohl im Gelände auch noch Flächen für weitere Stellplätze vorhanden wären drängt der Investor auf die Errichtung eines weiteren Parkplatzes mit 136 Stellplätzen an der Außenseite der alten Festung. Die Stellplätze an der Innenseite der Mauer, sie sind eben privat, aber nicht gerade überlastet. Auch am neuen Parkplatz sollen teils private, teils öffentliche Stellplätze entstehen, obwohl er mit öffentlichen Mitteln auf öffentlichem Grund errichtet wird, da sich der Bürgermeister durch die Vermietung der privaten Stellplätze Einnahmen verspricht, der öffentliche Teil soll gebührenfrei bleiben !? (Kl.Zeitung vom 5.3.). Dazu gibt es auch noch offene Rechtsfragen.

In Reaktion auf den Bericht in der Kl.Zeitung vom 5.3. versuchte die Stadtgemeinde am 19.3. mittels Veröffentlichung im Facebook

und "Druckfrisch/Grenzlandecho" vom März zu entgegnen, hier die kommentierte Version:

Unter dem Titel „Kitzbüheler Preise“ wurde jüngst ein nachhaltiges innerstädtisches Fürstenfelder Infrastrukturprojekt skandalisiert. Der City-Parkplatz II in der Feistritzgasse wird rund 140 KFZ-Stellflächen in bester Innenstadtlage ausweisen. Zusätzlich ausgestattet mit einem Lift direkt in das Schloss von Stein mit Ärztezentrum und Wohnanlagen, ebenso in absoluter City-Lage. Das gesamte Ensemble wird ökologisch behutsam und gemäß den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes errichtet. Sprich: minimale Versiegelung, drei Retensionsbecken sowie großflächige Begrünungen und Bepflanzungen nach besten gestalterischen Kriterien. Teil dieses Projekts wird auch ein „Schlossgarten“ am Festungsplateau der Vorbastei sein. Insgesamt betrachtet, eine infrastrukturelle und touristische Aufwertung der Innenstadt. Aus dem ehemals unpassierbaren Ödland wird ein auch für Passanten erreichbarer, schöner und herzeigbarer Stadtraum inklusive künftig baumhoher Landeplätze für alles, was Flügel hat.

Aus "bester Innenstadtlage" Parkplätze zu machen, da ist wohl ein geflügeltes Wesen im einem Kopf gelandet. Das Ödland, wenn vor einer Festungsmauer gelegen, wird üblicherweise als Glacis bezeichnet. Graz hat das Ödland für den Stadtpark genutzt.

Das aktuelle Theater um den Cityparkplatz II wirft viele Parallelen zum Cityparkplatz I in der Ungarstraße auf. Auch damals wurde mit viel politischem Hupkonzert und finanz-apokalyptischem Trara der Ankauf der Liegenschaft skandalisiert. Rund 140 Euro/qm investierte die Stadtgemeinde damals 2000 in den Ankauf für das rund 3.200 qm große Cityparkplatz I Projekt mit 60 KFZ-Stellflächen. Eine Maßnahme, die aus damaliger wie heutiger Sicht von enormer und man muss auch sagen: von wirtschaftslebensrettender Bedeutung für die Innenstadt war und ist. Ehrenbürger Dr. Martin Wabl war damals als Gemeinderat vehement für dieses Projekt eingetreten. Heute sind die kleinen Nischen und Plätzchen rund um den hübsch gestalteten Parkplatz beliebte Treffpunkte und Verweilorte für Gäste ebenso wie für Bewohnerinnen und Bewohner.

Da kann man unterschiedlicher Meinung sein: Bild.

In den Genuss der Allgemeinheit und Innenstadtwirtschaft gelangt aktuell auch die rund 7.800 qm große Liegenschaft an der Festungsmauer in der Feistritzgasse. Rund 60 Prozent des Areals des City-Parkplatz II sind Grünflächen, die KFZ-Stellflächen mit ökologisch geprüften Rasengittersteinen sind weitgehend unversiegelt. Rund ein halber Kilometer an Gehwegen bestückt mit Parkbänken und Ruheplätze im Ausmaß von rund 800 Quadratmetern sowie Baumpflanzungen über das gesamte Areal schaffen einen öffentlichen Ort, der in jeder Hinsicht einer modernen und umweltbewussten Stadtraumarchitektur gerecht werden wird.

Aus Klimaschutzgründen, und Klima ist ein wesentlicher Teil von Umwelt, ist jede Maßnahme, die PKW-Individualverkehr fördert statt reduziert eine umweltschädliche Maßnahme! Die diesbezgliche Positionierung der lokalen Administration ist unter Klimaschutz à la FF nachlesbar.

Bei weniger feindselig plakativer Betrachtung und Berechnung der vorübergehend skandalisierten Liegenschaft liegt der Quadratmeterpreis bei rund 100 Euro und nicht in Kitzbühel, sondern zwischen Graz und Fürstenfeld im historischen Schoss der Innenstadt mit besten Aussichten auf die Vergangenheit und die Zukunft.

Das benötigte Geld wird der Gemeinde als Bedarfszuweisung zur Verfügung gestellt, und die verwendet es zur Quersubventionierung von Investoren die sich die dadurch Parkplätze auf eigenem Grund, z.B. in Form einer Tiefgarage beim Ärztezentrum, ersparen. Die Aussichten auf die Zukunft werden von Fridays for Future (und Wissenschaftern) sicher realistischer eingeschätzt als durch eine Werbeagentur. Die Virtual Reality Bilder zur Werbung für das Projekt erinnern an das erfolgte Greenwashing des Wohnbauprojekts Green Village.


Zu obigem Bericht in der Kleinen Zeitung gabs auch einen Leserbrief dem so entgegnet wurde:

Lieber Hari,
Du erwähnst "hohes Verkehrsaufkommen und viele Parkplätze rundum". Wozu dann einen weiteren? Um das Verkehrsaufkommen noch weiter zu steigern? Wenn Rudersdorfer einen Vorschlag zur Senkung des Verkehrsaufkommen in Fürstenfeld machen würden, z.B. ÖPNV Pendelbus Rudersdorf - Fürstenfeld, dann wäre das zu begrüßen, aber dein Vorschlag ist nicht nur anachronistisch, sondern einfach dumm. Andere Städte bemühen sich mittlerweile Parkplätze zu reduzieren bzw. nach außen zu verlagern (Park&Ride), du wünscht dir einen in der Innenstadt (Kernzone laut Flächenwidmungsplan!).
Die "Gstettn" an der historischen Stadtbefestigung könnte als Ersatz für den kommunal durch Schule und Kindergarten filetierten ehemaligen Stadtpark dienen. Auch Graz hat das Glacis (die Gstettn vor der Stadtmauer) nicht zu einem Parkplatz gemacht, sondern einen Stadtpark angelegt und erhalten, und das war klug so.

und zu obigen Facebookbeitrag der Stadtgemeinde findet sich dieser Kommentar (mangels eigenem Facebookkonto habe ich das meiner Frau missbraucht):

*Wenn Fürstenfelds Innenstadt ein hohes Verkehrsaufkommen hat, dann ist ein weiterer Großparkplatz in der Kernzone sicher der falsche Weg den Verkehrs zu reduzieren.
Besser:
1) Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf die gesamte Kernzone, ob durch Parkzeitbegrenzung und/oder Gebühren sei dahingestellt. Z.Z. gibt es innerhalb Fürstenfelds Kernzone sehr viele gebührenfreie Dauerparkplätze, z.B. am Ungartor, in der Wallstraße, oder auf der "Köckwiese". Eine Gebühr motiviert sehr oft nach Auswegen zu suchen, z.B. ÖV, Fahrgemeinschaften, oder, falls es die Entfernung zulässt, mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren, oder auch einen etwas längeren Fußweg in Kauf zu nehmen. Dann finden die, die sich keine Alternative zumuten wollen einen Parkplatz, der Komfort darf aber etwas kosten.
2) Verbindung der Ortsteile Altenmarkt, Übersbach, der Einkaufszentren und des P&R-Parkplatzes an der S7 mittels Citybus. Die Einführung des ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) wurde bereits 1995, als erstmals Parkgebühren eingeführt wurden, vom damaligen Bürgermeister Dr. Höllerl im Gemeinderat vorgeschlagen ([1]). In Kombination mit der Ausweitung der gebührenpflichtigen Parkzonen, was die Finanzierung des Dienstes erleichtert, sollte die Idee wieder aufgegriffen werden.
Als weitere Maßnahme könnte z.B. der Verkehrsübungsplatz in der Ledergasse für Dauerparker bereitgestellt werden, da ausserhalb der Kernzone ev. sogar gebührenfrei.

Quellen: [1] GR-Sitzungsprotokoll 1995


Einen Großparkplatz als Naherholungsgebiet schönzureden, das schafft nur das Fürstenfelder Stadtmarketing!
Oder hat "Die Woche" den 1. April vorweggenommen?

20.6.2022: Die Bagger sind aufgefahren, der Parkplatz wird gebaut obwohl die Genehmigung noch nicht rechtskräftig ist, siehe Beschwerde-BILF. Wenn Bauherr und Baubehörde dieselbe jur. Person sind dann geht das! Nach Anfrage der Behörde betreffend meiner Einwendungen habe ich diese nochmals bekräftigt, daher sollte sich nun auch das Landesverwaltungsgericht meiner Beschwerde annehmen.

30.7.2022: Parkplatzbau geht ungehindert weiter

zuletzt bearbeitet: 30.7.2022