Demokratie und Farbenlehre
Langdauernde Zuordnung eines Amts zu einer Partei führt mit an
Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einen Sumpf, siehe
Finanzministerium (seit 2007), Innenministerium (seit 2000 wenn man
von Kikl's Intermezzo absieht), Landtag Vorarlberg seit 1945. Auch in
vielen Gemeinden der Oststeiermark sind die Bürgermeister seit 1945
schwarz, wenn man vom jüngsten, der Mode geschuldetem Wechsel zu
türkis absieht. Das ist bedenklich. Demokratie lebt vom möglichen
Wechsel der Mehrheiten, manchmal sollte er auch erfolgen, zuviele
Beziehungen mit "Geschmäkle" entstehen in den Jahren.
Beispiele
- Regionalverband Oststeiermark REO.
Lt. Homepage ein demokratisch legitimiertes politisches Gremium das alle
entwicklungspolitischen Aktivitäten in der Region Oststeiermark
umfasst. Z.Z. hat es 17 Mitglieder, davon 12 VP, 4 SPÖ und 1 FPÖ, 12
davon sind Bürgermeister. Eine erst vor ein paar Jahren (StLREG 2018) eingeführte Ebene als Spielwiese zur unkontrollierten Fördermittelvergabe? Bürgermeister sind sowohl (Partei-)Politiker als auch Teil der öffentlichen Verwaltung.
- Stiftungsrat ORF: Nicht nur A. Wolf hat Zweifel an dessen Verfassungskonformität.
- Bedarfszuweisung, mit einem Anfang und einem Ende der Diskussion. Dazwischen liegen Telefonate, da die Büros der Politiker in solchen Fällen Schriftverkehr vermeiden ("Jedes Schriftl a Giftl"), vermutlich eine Nachwirkung der Kurz - Schmid Chats. Diese steirische Variante der Cohabitation, der LH füttert schwarze, der LH-Stellvertreter rote Gemeinden hat Stallgeruch.
- Niederösterreich Dieser Podcast anlässlich Landtagswahl 2023 erläutert recht gut das Problem.
Andere Kommentare
- Thomas Wieser Wir wollen ja nur gut regiert werden
Der Standard, 13.1.2022
- Michael Köhlmeier Worauf wir achten müssen
Der Standard, 22.1.2022
- Florian Klenk House of Kurz
Die Zeit, 26.10.2022
- Alfred Noll Die Chat-Affäre und der ORF: Ich gebe, damit du gibst!
Der Standard, 13.11.2022
- Manfred Matzka Good Governance ist nicht so schwer, wenn man nur will.
Der Standard, 13.11.2022
- Irmgard Gries erläutert die spezifisch österreichische Anfälligkeit für Korruption ("Ich geb dir was, Du gibst mir was")
ORF , Morgenjournal 9.12.2022
Sprichworte
"Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken" (The rot starts at the top), "Wie der Herr so das Gscherr", ..., es gibt viele Sprichworte, d.h. das Problem
ist bekannt. Das ist kein Plädoyer für parteilose Bürgermeister, sie
brauchen oft die Unterstützung "ihrer" Partei, sondern ein Aufruf an Wähler
Machtwechsel mittels Wahlzettel öfter vorzunehmen, und darauf zu achten
nicht den Bock zum Gärtner zu machen.